Die Akklimationstour erfolgte am 1. Bergtag über den Gamsgrubenweg und um den Stausee Margaritze herum
Der Großglockner ist mit 3.798 m der höchste Berg Österreichs, eine der markantesten Erhebungen der Ostalpen im Bereich der Hohen Tauern und für zahlreiche Bergsteiger der Gipfel ihrer Leidenschaft. Seit seiner Erstbesteigung im Jahre 1800 durch eine aus vier Teilnehmern bestehenden Großexpedition unter der Leitung von Fürstbischof Salm-Reifferscheid-Krautheim kommt dem Großglockner eine gewichtige Rolle in der Entwicklung des Alpinismus zu. Darüber hinaus ist er von großer Bedeutung für den Fremdenverkehr in der Region. Mit mehr als 5.000 Gipfelbesteigungen pro Jahr ist der Großglockner kein einsames Hochtouren-Ziel, aber auch keine Anfängertour. Bei der Besteigung sollte man daher die zusätzlichen Kosten nicht scheuen und sich eines ortskundigen Bergführers bedienen.
Das Ziel unserer Anreise war das Glocknerhaus auf einer Seehöhe von 2.132 Metern. Von hier aus unternahmen wir am 1. Bergtag eine Akklimatisierungstour über den Gamsgrubenweg hinauf zur Franz-Josefs-Höhe, um den Stausee Margaritze herum und wieder zurück zum Glocknerhaus. Am Morgen des 2. Bergtages stiegen wir dann durch das Leitertal hinauf zur 2.644 Meter hoch gelegenen Salmhütte, dem Ausgangspunkt der Gipfelbesteigung. Eine sehr schöne und lohnende Route. An der Salmhütte trafen wir auf unseren Bergführer Christian Treimer, der uns beim Gipfelanstieg begleiten sollte.
Am 3. Bergtag starteten wir um 04:30 Uhr in der Früh von der Salmhütte aus in das Bergabenteuer Großglocknerbesteigung
Am 3. Bergtag starteten wir dann um 04:30 Uhr in der Früh das Bergabenteuer Großglockner-Gipfelbesteigung. Der Weg führte unter der Zuhilfenahme von Stirnlampen an der alten Salmhütte vorbei. Gegen 6:00 Uhr gelangten wir an eine kurze Klettersteigpassage, die uns zur Hohenwartscharte (3.181 m) hinauf führte. An der Scharte genossen wir den ersten grandiosen Blick auf Glockner, Erzherzog-Johann-Hütte, Wießbachhorn, Johannisberg und Pasterze. Nun durchquerten wir das ausgeaperte Hoffmannkees vorbei am Hohenwartkopf, um zur Salmhöhe zu gelangen. Der weitere Weg führte in leichter Kletterei weiter an einem Grat entlang, bis wir um 8:00 Uhr die 3.454 m hoch gelegene Erzherzog-Johann-Hütte (Adlersruhe) erreichten. Hier legten wir eine Pause ein.
Von der Adlersruhe ging es zum Glocknerleitl hinauf und zum 3.770 Meter hohen Gipfel den Kleinglockners hinüber
Von der Adlersruhe ging es über einen anfangs flachen Firnrücken, dann steiler ansteigend, zum sogenannten Glocknerleitl. Dies war bereits eine heikle Stelle, da es sich teilweise um bis zu 40° steiles Gelände handelte, das sich im Spätsommer oftmals als Blankeis mit Felsauflage zeigt. Bei guter Schneeauflage ist dagegen eine entspannte Spur eingetreten und man steigt durch das steile Leitl in Serpentinen zum Grat hinauf. Das Ende des Leitls ist je nach Schneeauflage mit Firn gefüllt (angenehm zu gehen) oder in brüchigem Fels zu bewältigen (unangenehm, mit Steinschlaggefahr!), so wie es bei uns der Fall war. Am Grat angelangt, führte der Weg nun sehr steil in Richtung Kleinglockner (Schnee oder Fels, I-er Gelände). Hier sorgten einbetonierte Metallstangen und einzelne Haken für entsprechende Absicherungsmöglichkeiten. Wir befanden uns nun in sehr ausgesetztem Gelände mit ordentlichem Tiefblick in Richtung Ködnitzkees. Auch hier schwankt der Anspruch abhängig von den aktuellen Verhältnissen sehr stark. Zwingend erforderlich ist absolute Schwindelfreiheit und Trittsicherheit in Schnee und Fels.
Mittels einer Kette stiegen wir in die Glocknerscharte ab und über den schmalen Grat zum 3.798 Meter hohen Gipfel des Großglockners hinauf
Ab dem Gipfel des Kleinglockners (3.770 m) kam nun eine weitere schwierige Stelle. Über eine versicherte Kette stiegen wir ab in die Glocknerscharte. Ein sehr schmaler Grat, wo es links und rechts (Palavicinirinne) 700 m senkrecht abwärts geht. Als wir den ausgesetzten, mit einem Fixseil gesicherten Grat überwunden hatten, stellte sich uns die Schlusswand des Großglockners entgegen. Hier besteht häufig Staugefahr, da die Glocknerscharte so schmal ist, dass sie nur einzeln begangen werden kann. Nach der rund 20 Meter hohen Felswand, die wir im gut griffigem II-er Gelände durchkletterten, wartete nur noch ein flacher Rücken auf die Bergsteiger. Dann standen wir nach insgesamt 5 ½ Stunden und 1154 Höhenmetern, um 10 Uhr auf dem Gipfel des höchsten Berges Österreichs, dem 3.798 Meter hohen Großglockner. Der Rückweg erfolgte auf der gleichen Route wieder zurück zur Salmhütte.
Autor und Fotograf: Helmut Seiwert