Rauschende Wasser, ausgesetzte Steige und abgrundtiefe Steilwände, 02:30 Std.
Der Ausgangspunkt zum Klettersteig am Lehner Wasserfall befindet sich in der Nähe der Ortschaft Lehn auf einem Parkplatz in 1.159 Höhenmetern. Er wird anlässlich der Bergwanderung 2007 von den Watzmännern bei mäßig guter Witterung durchstiegen. Ein schmaler Felsenpfad führt vom Parkplatz über Treppenstufen hinauf zum Einstieg in den Klettersteig. Aufgrund der vielen Niederschläge in den letzten Tagen führt der Gebirgsbach, den wir über eine schwankende Hängebrücke queren, reichlich Wasser. Bereits jetzt ist das Tosen des Kataraktes zu hören, der weiter oben in die Schlucht hinabstürzt.
Kurz darauf stehen wir vor der ersten Kletterwand. Wie bei fast allen Steiganlagen, haben sich die Erbauer gleich zu Beginn mächtig ins Zeug gelegt. Ein sanftes Gewöhnen an die Ausgesetztheit gibt es nicht, vielmehr muss sogleich eine etwa fünfzig Meter hohe und senkrecht aufragende Wand mit leichten Überhängen durchklettert werden, die allerdings mit Klammern, Trittstiften und einem fest verankerten Drahtseil üppig gesichert ist. Mächtig gespannt steigen wir in die Wand ein. Schon kurz darauf wird jedem Kletterer klar, dass es sich bei dieser Steilwand um einen rassigen und ziemlich anstrengenden Einstieg in das Kletterabenteuer handelt. Eine anständige Portion Mut, das nötige Klettergeschick und ein erfahrener Umgang mit dem Sicherungsgurt und den beiden Karabinerhaken helfen über die ersten, nicht ganz einfachen Höhenmeter hinweg. Ausgangs der Steilwand klettern die Watzmänner über einen Felsvorsprung der ein wenig Armkraft erfordert. Nach einer kurzen Verschnaufpause wartet die nächste Herausforderung auf die Watzmänner. Eine ziemlich ausgesetzte Querung ist zu meistern. Mit Hilfe von einzelnen Trittstiften geht es am plattigen Steilfels entlang. Direkt unter unseren Füßen gähnt der 80 - 100 Meter tiefe Abgrund. Riesige Felsüberhänge erschweren zudem im weiteren Verlauf die Kletterei.
Die Querung hat uns dem Wasserfall immer näher gebracht. Dadurch werden der Fels und auch die eisernen Steighilfen von der Gischt des stiebenden Wassers eingenässt. So wird die Kletterei ziemlich heikel. Jeder Tritt muss überaus sorgfältig gesetzt werden. Direkt neben dem tosenden Katarakt geht es über kleine Trittplättchen erneut steil nach oben. Dann knickt der Steig nach rechts in die Wand hinein. Diesmal helfen Klammern und Trittstifte beim Klettern im lotrechten Fels. Ganz zum Schluss wird es dann noch einmal besonders spannend. Ein drei Meter hoher Überhang ist zu überwinden. Dann ist die rassige Anlage durchstiegen. Auf 1.450 über NN erreichen wir wieder Gehgelände. Voller Stolz auf das Geleistete nehmen wir einen Eintrag im Steigbuch vor und steigen über einen Bergpfad zum Einstiegspunkt ab. Im Dorfgasthof kehren wir ein und stoßen mit einer Runde Obstler auf das tolle Klettererlebnis an.
Autor und Fotograf: Konrad Friedgen