Heinrich-Hueter-Hütte - Totalphütte - Schesaplana, 2.965 m - Totalphütte, 10:30 Std.
Am zweiten Tag der Rätikondurchquerung sind 1.900 Höhenmeter im Aufstieg zu bewältigen. In aller Herrgottsfrühe wird daher an der Heinrich-Hüter-Hütte losmarschiert. Auf schmalen Pfaden, über Geröll und durch Latschenkieferbestände steigt die Truppe dem Saulajoch entgegen. Schon bald stehen die Watzmänner am Fuße des Saulakopfes. Der Gipfelaufbau sieht von hier unten ziemlich schroff und nicht sonderlich einladend aus. An der Wegverzweigung am Gebirgssattel legen wir unsere Rucksäcke ab, lassen sie zurück und machen uns an den Aufstieg. Der Saulajoch-Gipfelsteig windet sich serpentinenartig den Berg hinauf und wir gewinnen rasch an Höhe. Bald kommt auch der Lüner See in Sicht.
Auf dem Weg zum Gipfel sind einige Drahtseil gesicherte Kletterstellen zu überwinden. Aber von einem richtigen Klettersteig kann keine Rede sein. Problemlos und zügig steigen wir bergan. Schon bald kommt das Kreuz in Sicht. Gut griffiger und stufiger Fels, sowie die Aussicht auf ein tolles Gipfelerlebnis beflügeln noch einmal unsere Schritte. Der Berg macht seinem Ruf als herrliche Aussichtskanzel wirklich alle Ehre. Das gesamte Rätikon mit all seinen Erhebungen und natürlich der herrlich gelegene, zwischen Gebirgsketten eingebettete Stausee lassen das Herz eines jeden Bergsteigers höher schlagen. Unter dem mächtigen Holzkreuz auf 2.517 Metern verweilen wir eine zeitlang auf der Bergspitze, um das grandiose Gipfelpanorama ausgiebig zu genießen.
Erst als der Bergführer zum Aufbruch mahnt, machen wir uns an den Abstieg. Nachdem wir unsere Rucksäcke wieder aufgenommen haben wandert die Gruppe über den Saulajochsteig hinüber zum Lüner See. Die Wegführung ist recht spektakulär und die Aussichten hinab ins Tal sind überaus bemerkenswärt. In der Douglas-Hütte am Lüner See auf 1.976 m kehren wir zur Mittagsrast ein. Der smaragdgrüne See ist der größte natürliche See der Ostalpen. Nach seiner Umrundung machen wir uns ausgangs des Talgrundes an den Aufstieg zur Totalphütte. Ein schmaler, steiniger Pfad führt hinauf zur Alpenvereinsunterkunft. Hier beginnt der Aufstieg zur Schesaplana. 600 Höhenmeter sind jetzt noch zu überwinden.
Über einen felsigen Steig führt der Weg unschwer zum Gipfel hinauf. Die letzten Kraftreserven werden mobilisiert als wir den Grenzkamm zwischen Österreich und der Schweiz erreichen und das Gipfelkreuz der Schesaplana in Sicht kommt. Die Bergspitze wartet mit einer herrlichen Rundumsicht auf. Der Blick schweift hinüber in die Silvretta, in die Ötztaler Alpen und natürlich hinab zum Lüner See. Mit ihren 2.965 m ist die Schesaplana die höchste Erhebung im Rätikon. Nach einer großen Rast und dem obligatorischen Eintrag im Gipfelbuch durch den Greffelcheswatzmann machen wir uns an den Abstieg zur Totalphütte, um dort zur Nachtruhe einzukehren.
Autor und Fotograf: Konrad Friedgen