Hintersteiner See - Scheffauer, 2.111 m - Widauersteig - Anton-Karg-Haus, 09:30 Std.
Der Wilde Kaiser, eine Gebirgsgruppe in den Nördlichen Kalkalpen, ragt wie ein gigantischer Felsriegel im österreichischen Bundesland Tirol zwischen Kufstein und St. Johann, gleich hinter der deutschen Grenze auf. Klettersteige jeden Schwierigkeitsgrades sind dort anzutreffen und zahlreiche hochalpine Routen warten darauf erwandert zu werden. Gipfelpanoramen mit Aussichten bis weit in die Zentralalpen und bei guter Sicht auch darüber hinaus, locken so manchen Bergsteiger in dieses herrliche und abwechslungsreiche Klettereldorado.
Ausgehend vom idyllisch gelegenen Hintersteiner See durchsteigen die Watzmänner anlässlich der Bergwanderung 2015 das Kaisergebirge. Wir starten an der 882 Meter hoch gelegenen Leonardkapelle und folgen einem breiten Forstweg steil bergan in den Bergwald hinein. Hochsommerliche Temperaturen begleiten die Gruppe unter der Leitung ihres Bergführers Christian Treimer zur Steiner Hochalm hinauf. Beim strammen Aufstieg erfreuen wir uns immer wieder an den traumhaften Blicken auf den Hintersteiner See. Unterirdische Quellen spenden das kristallklare Gewässer, das während der letzten Eiszeit entstanden ist und heute zur Energiegewinnung genutzt wird. Aber auch die Blicke hinauf zur Kaiserkette mit den Gipfelsilhouetten von Treffauer, Sonneck, Hackenköpfen und Scheffauer begeistern die erwartungsvollen Bergwanderer sehr.
Schließlich erreicht die siebenköpfige Gruppe die 1.257 Meter hoch gelegene Steiner Hochalm. Hier wird Einkehr gehalten, um mit gekühlten Getränken den mächtigen Durst zu löschen. Beim weiteren Aufstieg hinauf zum Scheffauer wird das Gelände schwieriger. Der Bergwald tritt zurück und die Watzmänner sind jetzt ständig den gnadenlosen Sonnenstrahlen ausgesetzt. Felsige Steige mit kleinen Kletterstellen, tückisches Blockgestein und zwei Drahtseilpassagen sind zu überwinden, bevor man vom 2.111 Meter hohen Gipfel das herrliche Kaiserpanorama bewundern kann. Tief unten im Tal fällt der Blick vom Scheffauer auf den smaragdgrünen Hintersteiner See und weit in der Ferne ist in den Hohen Tauern die schneebedeckte Gipfelsilhouette des Großvenedigers zu erkennen. Auch die Aussichten ins Inntal und auf die benachbarten Kitzbühler Alpen gefallen sehr.
Der Abstieg vom Gipfel erfolgt kurz darauf über den Widauersteig, ein eher leichter Eisenweg mit dem Schwierigkeitsgrad A/B, der allerdings recht ausgesetzt durch die fast senkrecht abfallende Nordwand des Scheffauers führt. Immer wieder sind kleine Kletterstellen zu überwinden, die man nur mit einem Drahtseil versehen hat. Ansonsten helfen Trittstifte und Eisenbügel über die gefahrvollen Passagen hinweg. Nach dem Ausstieg aus dem Klettersteig lassen wir die bewirtschaftete Kaindl-Alm links liegen und wandern über sattgrüne Almen und den Bettlersteig weiterhin talwärts. Mit dem Güttlersteig erreicht die Gruppe schließlich Hinterbärenbad und das Anton-Karg-Haus. Mehr als 1.200 Höhenmeter im Auf- und Abstieg liegen hinter den Bergsteigern als man dort zur Nachtruhe einkehrt.
Autor: Konrad Friedgen
Fortografen: Helmut Seiwert und Konrad Friedgen