Agostini-Hütte - Klettersteig Sentiero Castiglioni - Brentei-Hütte, 8 Std.
Am vierten Bergtag in der Brenta sieht die Routenplanung einen hochalpinen Übergang von der Agostini-Hütte zur Apostoli-Hütte vor, für den stabiles Hochdruckwetter eigentlich die ideale Voraussetzung gewesen wäre. Ein bedeckter Himmel und kurz darauf einsetzender Nieselregen machen jedoch schnell die Hoffnung der Watzmänner zunichte, den Castiglione-Klettersteig trockenen Fußes zu durchsteigen. So ist die Stimmung etwas gedrückt, als die Gruppe die 2.410 Meter hoch gelegene Agostini-Hütte, mit ihrer beeindruckenden Bergkapelle, verlässt und auf einen Serpentinenpfad in die Flanke der Cima Susat hineinsteigt.
Am Fuße einer senkrecht aufragenden Felswand wird kurz darauf der Einstieg in den Klettersteig erreicht. Eine wenig vertrauensvoll aussehende und leicht gekrümmte Eisenleiter führt steil nach oben und verschwindet in luftiger Höhe im Brentanebel. Diese Ferrata ist Teil des Bocchetteweges und besteht eigentlich nur aus aneinander gereihten senkrechten Leitern, die eine Höhendifferenz von 300 Metern im Aufstieg überwinden. Einige Kletterstellen, das Durchsteigen einer Rinne und eine kurze ziemlich ausgesetzte Querung über ein schmales Felsenband sorgen für Abwechslung beim Bergsteigen. Auch an diesem Tag macht den Watzmännern die nasse Witterung sehr zu schaffen. Die Finger die ans Drahtseil greifen sind eiskalt und der Regen peitscht den Kletterern ins Gesicht. Nur hin und wieder werden Fotos geschossen, um die wertvolle Kameraausrüstung nicht unnötig der Nässe auszusetzen.
So ist man froh, als man endlich den Ausstieg der Ferrata wohlbehalten erreicht und jenseits der Passhöhe auf windungsreichen Felsensteigen und über Altschneefelder zu Tal wandern kann. Schließlich wird die Apostoli-Hütte mit ihrem mürrischen und wenig gastfreundlichen Hüttenwirt erreicht, um sich mit einem heißen Cappuccino aufzuwärmen. Nach der Mittagsrast geht es auf Bergpfaden noch einmal steil bergan. Auch in diesem Teilabschnitt regnet es ununterbrochen. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen trotzen die Bergwanderer der Nässe und streben Schritt für Schritt der zweiten Passhöhe dieses Bergtages entgegen.
Unterhalb der im Nebel verborgenen 3.173 Meter hohen Cima Tosa durchsteigen die Watzmänner den sehr kurzen, aber knackigen Klettersteig Sentiero Martinazzi. Eine regenglatte Felswand ist über Eisenstifte und Klammern abwärts zu überwinden, bevor es auf dem mit Altschnee bedeckten Gletscher weiter talwärts geht. Einige Altschneefelder sind noch zu überwinden und eine Senke ist zu durchschreiten. Als die Bergsteiger dann durch unwegsames Blockgelände der Brentei-Hütte am Fuße der Cima Tosa zustreben, hört es endlich auf zu regnen und einem gemütlichen Hüttenabend steht nichts mehr im Wege.
Autor: Konrad Friedgen
Fotografen: Helmut Seiwert, Konrad Friedgen