Faneshütte - Friedensweg - Ferrata Furcia Rossa - Giussanihütte, 10:00 Std.
Von der Fanes-Hütte wandern die Watzmänner am dritten Bergtag auf dem Dolomitenhöhenweg an der kleinen Fanes-Alpe vorbei, bevor sich die Route nach links verzweigt. Die Gruppe folgt jetzt dem sonnenüberfluteten Friedensweg, der die Bergsteiger von der Fanesgruppe in die Tofanaregion hinüber führt. Wesentlich wilder zeigen sich hier die Dolomiten. Bizarre Türme, gewaltige Felswände und lotrechte Abbrüche begleiten uns auf der Zuwegung zum Klettersteig Ferrata Furcia Rossa, - Klettersteig der Roten Scharten -.
Es handelt sich bei der Anlage um eine ehemalige Steigroute aus dem 1. Weltkrieg, die man heute der Kategorie C/D zugeordnet hat. In den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde der Eisenweg aufwendig rekonstruiert und durchgängig gesichtert. Ausgesetzte Bänder und senkrechte Wände sind über Leitern und Klammern im Auf- und Abstieg zu durchklettern. Dabei steigt man unterhalb der Furcia-Rossa-Spitzen mehrmals bis knapp an die 3000-Meter-Marke hinauf. Nicht wirklich schwierig, aber Steinschlag gefährdet und reichlich exponiert zeigt sich diese lange Ferrata. Zum Schluss führen Eisenleitern mehr als fünfzig Meter tief in ein Schuttkar hinab.
Nach dem Ausstieg wandern die Watzmänner auf einem Bergpfad hinauf zum Monte Castello. Am Fuße des gewaltigen, freistehenden Felsenturms hat man auf einer Seehöhe von 2.760 Metern das Friedensbiwak errichtet. Hier wird große Rast gehalten. Dabei werden die verfallenen Hochgebirgsstellungen aus dem 1. Weltkrieg von der Gruppe in Augenschein genommen. Kaiserlich-Österreichische und italienische Truppen haben sich in den Jahren 1915/1916 in diesem Teil der Dolomiten einen erbitterten Kampf geliefert. Hinter dem Monte Castello steigen die Watzmänner auf einer mit Steinmanderln markierten, steil abfallenden und kaum erkennbaren Geröllspur ins Travenanzestal ab. Nach Überschreitung des Gebirgsbaches wartet der Klettersteig Ferrata Scala de Menighel auf die Gruppe.
Auch dieser Eisenführe, mit dem Schwierigkeitsgrad B/C, wurde während des 1. Weltkrieges in den Fels getrieben. Eine senkrechte, mehr als siebzig Meter hohe lotrechte Felswand gilt es mittels Eisenstiften zu durchklettern. Absolute Schwindelfreiheit ist in diesem Steig erforderlich, fällt doch der Blick beim Klettern in die gähnende Tiefe. Die Aussichten ins Travenanzestal und ein kleiner Wasserfall, der gleich neben dem Klettersteig bis zum Wandfuß hinabrauscht, begeistern dabei sehr. Auch diese Herausforderung wird von den Watzmännern problemlos gemeistert. Steil bergan, entlang bizarrer Felsformationen windet sich dann der schmale Bergpfad in schier endlosen Serpentinen zur Giussanihütte hinauf, in der man nach einem 10stündigen beinharten Klettertag Einkehr hält.
Autor und Fotograf: Konrad Friedgen