Paolinahütte - Karer Pass - Latemar - Bergbahnstation Oberholz, 11:00 Std.
Wie ein gewaltiger Felsriegel erhebt sich die Latemargruppe jenseits des Karer Passes. Etwas mehr als 2.800 Meter ragen ihre Bergspitzen in den morgendlichen Himmel, als sich die Watzmänner von der Paolinahütte im Rosengarten auf den Weg machen, um dieses lang gezogene Felsenband zu durchsteigen. Dem Abstieg zum Karer Pass folgt der Gegenanstieg über sich windende Bergpfade hinauf zur Kleinen Latemarscharte. Das Gebirge zeigt sich wild zerklüftet und ähnlich geheimnisvoll wie der Rosengarten. Auch hier treffen wir auf bizarre Felsformationen, imposante Türme und steil aufragende Felszacken. Das Wetter soll sich am Nachmittag allerdings eintrüben und starke Gewitter aufziehen. Deshalb darf nicht getrödelt werden.
Etwa zwei Stunden benötigen wir bis zur Kleinen Latemarscharte auf 2.576 Metern. Steil fallen hier die Wände nach Westen ab. Jenseits des Karer Passes liegen die Gipfel der Rosengartengruppe bereits im Dunst. Die geplante Begehung des Klettersteiges unterhalb der Latemartürme wird wegen des zu erwartenden Wetterumschwungs von den Bergführern gestrichen. So ist ausschließlich Bergwandern angesagt. Aber auch das ist im Latemar nicht ganz einfach. Ständig sind auf dem Höhenweg kleine Kletterstellen zu überwinden. Zudem kündigt aufziehender Nebel die vorhergesagte Wetteränderung an. So wird die 2.791 Meter hohe Latemarspitze rechts liegen gelassen. Vom Nebel verhangenen Berggipfel erfolgt der Abstieg in die Große Latemarscharte. Die beiden Bergführer drücken jetzt auf das Tempo und forcieren den Schritt. Für die bizarren Felsformationen der Latemartürme haben die Watzmänner kaum noch einen Blick.
Nach einer weiteren Stunde anstrengenden Wanderns, ist ein letzter Aufstieg zur 2.560 Meter hohen Gamsstallscharte zu bewältigen. Hier beginnt der Abstieg ins Tal. Der schmale Pfad schlängelt sich durch eine Gesteinswüste, die einer Mondlandschaft gleicht. Etwas oberhalb der Baumgrenze erwischt es die Gruppe dann doch noch. Ein schweres Gewitter zieht auf. Hagel und Starkregen prasseln hernieder. Mehrmals schlägt der Blitz in unmittelbarer Nähe der Bergwanderer ein. Völlig durchnässt erreichen die Watzmänner schließlich die Seilbahnstation am Oberholz und fahren nach dem Abklingen des Gewitters mit der Bergbahn zu Tal. In Obereggen verabschiedet der Greffelcheswatzmann dann die beiden Bergführer Christian Treimer und Bruno Bayer. Sie haben einen tollen Job gemacht und den Watzmännern fünf traumhafte Klettertage im Naturwunder Rosengarten beschert. Auch der gewaltige Regenguss am letzten Tag tut dem grandiosen Erlebnis in den Dolomiten keinen Abbruch. Zum krönenden Abschluss ertönt auch in Obereggen zum Abschluss das dreifach kräftige Watz...mann, Watz...mann, Watz...mann!!!
Autor und Fotograf: Konrad Friedgen