Johannishütte - Zopedscharte - Eisseehütte - Bonn-Matreier-Hütte, 8 Std.
Der zweite Bergtag in den Hohen Tauern beginnt mit einer deutlichen Verbesserung der Wetterlage. Als die Watzmänner am frühen Morgen an der Johannishütte losmarschieren, haben sich die Regenwolken aufgelöst und die Sonne strahlt vom Himmel. Auch die letzten Nebelschwaden sind gewichen und die umliegenden 3.000er mit ihren schneebedeckten Gipfeln erstrahlen im gleißenden Sonnenlicht. Hinter der Johannishütte auf 2.121 m steigt der Venediger Höhenweg auf felsigen Pfaden sogleich steil an. Von der Anhöhe fällt der Blick hinüber zum Türmljoch, dem Übergang des gestrigen Bergtages und wenig später auch hinauf zum Großvenediger, der mit seiner langgezogenen Firnflanke eine unverkennbare Gipfelsilhouette bildet.
Mit zunehmender Höhe wird das Gelände felsiger. Schutt und Geröll sind unsere ständigen Wegbegleiter, als die Route steil aber unschwer zur Zopedscharte hinauf führt. Ein Steinhaufen aus dem der Wegweiser herausragt zeigt an, dass wir den Übergang auf 2.958 m erreicht haben. Hier wird eine Pause eingelegt, bevor es zur anderen Seite steil bergab geht. Gewaltige Steinplatten sind jetzt an fest verankerten Drahtseilen zu überwinden. Absolute Trittsicherheit ist erforderlich um nicht auszugleiten oder einen Steinschlag auszulösen, der die voraus steigenden Bergwanderer gefährden könnte. Aber auch diese knifflige Stelle wird mit Bravour gemeistert. Als die Wegführung es zulässt, widmen sich die Watzmänner wieder dem herrlichen Tauernpanorama und genießen die traumhaften Fernsichten hinauf zu den unzähligen Berggipfeln. Zur Mittagszeit wird die Eisseehütte erreicht. Von der Terrasse fällt der Blick bei einem Weizenbier tief hinab ins sonnenüberflutete Tal.
Im Anschluss daran führt uns der Venediger Höhenweg mit herrlichen Tiefblicken durch die steile Hangflanke des Timmelstales. Immer wieder queren wir murmelnde Gebirgsbäche, steigen über Steintreppen und Felsenplatten bergan und beobachten Murmeltiere die mit schrillem Pfiff ihre Artgenossen vor den Watzmännern warnen. Ein langer Bergrücken wird umrundet und von einer Felsnase genießen wir die traumhafte Aussicht auf den Ort Prägraten tief unten im Virgental. Enge Serpentinenpfade führen sodann zum Eselsrücken hinauf und auf der anderen Seite genauso steil wieder bergab. Ein letzter Anstieg ist jetzt noch zu bewältigen. Dann gelangen wir zur Bonn-Matreier-Hütte auf 2.750 Metern, dem Wanderziel des zweiten Bergtages. Die freundliche Hüttenwirtin begrüßt der Watzmänner mit einer Runde Obstler. So erschallt kurz darauf erstmals in den Hohen Tauern unser bekannter Trinkspruch, das dreifach kräftige Watz…mann, Watz…mann, Watz…mann!!!
Autor und Fotograf: Konrad Friedgen