Furtschaglhaus - Schönbichler Horn, 3.134 m, - Berliner Hütte, 07:00 Std.
Am dritten Bergwandertag wartet die Königsetappe des Berliner Höhenweges mit der Überschreitung eines echten Dreitausenders auf die Watzmänner. Genächtigt wird darüber hinaus noch in einer der feudalsten Berghütten in den Alpen. Schon früh am Morgen verlässt die Gruppe das 2.295 Meter hoch gelegene Furtschaglhaus. Steil bergan geht es über schotterige, sich windende Bergpfade hinauf zum Schönbichler Horn. Unterhalb des Gipfelaufbaus gelangt die Gruppe in eine steile Rinne, die mittels Drahtseilen zu durchklettern ist. Schließlich erreichen die Watzmänner den Südgrat des Berges. Links abzweigend fehlen jetzt nur noch wenige Höhenmeter bis zum etwas nördlich gelegenen Gipfelkreuz.
Hier, auf 3.134 Metern über NN sind die Fernsichten über die Zillertaler Alpen und die Panoramablicke bis hinüber zum Ortler überwältigend. Auf dem Dach der Tour genießen wir die herrliche Rundumsicht auf die weiteren Dreitausender, die in der Nähe aufragen und auf die Gletscher der Region, wie das gut einsehbare Waxeggkees, dessen dramatischer Rückgang von hier oben deutlich zu beobachten ist. Ein kurzer, mit Drahtseilen gesicherter aber recht wilder Klettersteig mittlerer Schwierigkeit führt die Watzmänner jenseits des Schönbichler Horns über die leicht brüchige Ostflanke zu Tal. Zerklüftetes Blockgestein ist hier zu durchklettern, bevor wir den etwas flacher werdenden Schotterrücken des Nordostgrates erreichen, dem die Bergsteiger weiter talwärts folgen.
Auf einer Seehöhe von 2.700 Meter knickt der Bergpfad scharf rechts ab. Der Berliner Höhenweg läuft hinunter ins Garberkar. Über den Rücken einer Gletschermoräne geht es weiter talabwärts. Der Waxeggbach und der Abfluss dem Homkeeses werden noch überschritten. Dann kehren wir im Gasthof Alpenrose ein. Hier feiert man das gelungene Gipfelerlebnis mit einer Runde Obstler, um im Anschluss daran die letzten leicht ansteigenden Höhenmeter zur Berliner Hütte hinter sich zu bringen. Bevor wir diese erreichen, nehmen wir noch einige sehr schön vom Gletscherschliff gezeichnete Gesteinsplatten in Augenschein.
Die Alpenvereinshütte der Sektion Berlin ist nicht nur die größte Herberge in den Alpen, sondern auch die einzige Hütte, die unter Denkmalschutz steht. Der mit Kronleuchtern ausgestattete Speisesaal und der mit Holz getäfelte Treppenaufgang im Empfangsbereich sind wahrhaft imposant und werden von den Watzmännern ausgiebig bestaunt. Selten hat man in den Bergen so komfortabel genächtigt. Am späten Nachmittag wird noch die sehenswerte nähere Umgebung der Hütte erkundet, stürzt doch direkt hinter der beeindruckenden Alpenvereinsunterkunft ein rauschender Gebirgsbach über einen Wasserfall zu Tal. Alte Ansichtskarten der Berliner Hütte treten hingegen den Beweis an, dass die Gletscherzungen des Waxegg- und des Homkeeses vor 100 Jahren noch bis zur Berliner Hütte reichten.
Autor und Fotograf: Konrad Friedgen