Graffer-Hütte - Sosat-Klettersteig - Alimonta-Hütte, 7:30 Std.
Der zweite Tag in der Brenta wartet mit hervorragendem Bergwetter auf. Strahlender Sonnenschein begleitet die Watzmänner, als sie am frühen Morgen die Graffer-Hütte verlassen und schmalen Bergpfaden hinüber zur Tuckett-Hütte folgen. Auf dem Weg dorthin ist unwegsames Blockgelände zu durchwandern. Die Route führt gleich mehrmals durch eine Ansammlung gewaltiger Felsbrocken, die zu überschreiten, zu umrunden und oder zu durchklettern sind. Bei aller gebotenen Vorsicht schweift dabei der Blick immer wieder ins weitläufige Tal Valle die Campiglio und linker Hand auf die senkrecht abfallenden Wände der Valesinella. Nach zwei Stunden erreicht die Gruppe die 2.272 Meter hoch gelegene Tuckett-Hütte. Hier wird kurze Rast gehalten um einen Cappuccino zu trinken und die Klettergurte anzulegen. Ein Schuttkar wird umrundet, bevor die Route in die Flanke der 2.846 Meter hoch aufragenden Punta Masari hineinsteigt.
Hier beginnt der Sosat-Klettersteig, eine mittelschwere Ferrata der Kategorie B/C die zu den schönsten Eisenwegen in der Brenta zählt. Gleich zu Beginn ist eine Leiter im Aufstieg zu meistern. Am Drahtseil geht es danach durch steilen Fels ständig bergauf. Dabei fällt der Blick auf die Tuckett-Hütte, die auf der anderen Talseite im gleißenden Sonnenlicht liegt. Brentatypische Felsenbänder, oftmals nicht breiter als 50 cm werden begangen, wobei der Blick immer wieder in die gähnende Tiefe fällt.
Nach ausgesetzten Kletterpassagen sorgen aber immer wieder leicht begehbare Bergpfade für die notwendige Erholung und gestatten herrliche Fernsichten auf die umliegenden Erhebungen der Brentagruppe. Leitern, Drittbügel und Eisenstifte helfen dann beim Abstieg durch eine 150 Meter hohe Steilwand in eine enge Scharte. Hier muss jeder Tritt sitzen, schließlich handelt es sich um die Schlüsselstelle des Sosat-Klettersteiges. Denn aus der Scharte ist zuerst eine Querung zu meistern. Dann führen Klammern und Trittstifte durch 15 Meter hohen, lotrecht aufragenden Fels zu einem schmalen Felsenband hinauf. Schwindelfrei sollte man also schon sein, wenn man an dieser Stelle den Blick in den Abgrund wagt.
Mehrere Kletterstellen, bei denen auch ein ungesicherter Engpass geduckt zu durchsteigen ist, sind noch zu überwinden, bevor wieder Bergwandergelände erreicht wird. Tiefblicke auf die Brenteihütte und der Anblick der majestätisch aufragenden Felsentürme der Cima Tosa wissen die Bergsteiger in besonderem Maße zu begeistern. Noch einmal geht es ans Seil. Im Rückwärtsgang wird mit Hilfe von Leitern und Eisenklammern durch eine felsige Rinne zur Alimonta-Hütte abgestiegen, wo dieser herrliche Klettertag sein Ende findet.
Autor: Konrad Friedgen
Fotografen: Helmut Seiwert, Konrad Friedgen