Vajolethütte - Sandnerpass-Klettersteig - Rosengartenhütte, 10:00 Std.
Die dritte Etappe im Naturwunder Rosengarten beginnt sehr moderat. Ein sich windender Bergpfad führt die Watzmänner aus dem Vajolettal hinauf zur Gartlhütte. Anfangs über Geröll, später im steilen Fels kommt die Truppe gut voran. Nur wenige, mit Drahtseilen gesicherte Stellen sind im Aufstieg zu überwinden, bevor die Gartlhütte unterhalb der Vajolettürme erreicht wird. Als wir dann über eine Geröllflanke zum Santnerpass aufsteigen, bietet sich den Kletterern eines der dramatischsten Bergpanoramen in den Dolomiten. Im Herzen des Rosengartens ragen die bizarren Vajolettürme wie drei riesige Schneidezähne steil in den Himmel. Kurz darauf erreicht die Gruppe den 2.741 Meter hohen Santnerpass. Auf Geheiß der Bergführer wird die Klettersteigausrüstung angelegt, denn hier beginnt der Santnerpass-Klettersteig.
Es macht keine großen Probleme diese Steiganlage zu durchklettern, denn es handelt sich um eine mittelschwere Ferrata. Lediglich ein 10 Meter hoher Steilabschwung im bröseligen Fels, der rückwärts zu durchklettern ist, erweist sich als etwas heikel. Besondere Dramatik vermitteln allerdings die steil aufragenden Wände, Türme und Zinnen, die in den ungewöhnlichsten Formen in den Himmel ragen. Alles ist wilder und zerklüfteter als an den vorangegangenen Tagen. Nur die Natur schafft es, solche Ungetüme über Jahrmillionen herauszubilden. Der Mensch kommt sich in diesem gewaltigen Szenario klein und verloren vor. Im Santnerpass-Klettersteig sind wir heute nicht alleine unterwegs. Die Route wird in der Gegenrichtung stark begangen. So kommt es an den wenigen schwierigen Stellen des Öfteren zu kleinen Staus. Ein kurzes Leiterstück ist auch hier zu überwinden und ausgangs des Steiges wird durch eine schmale Rinne abgeklettert.
Ganz zum Schluss erreichen die Watzmänner dann noch einen herrlichen Aussichtspunkt. Der Blick fällt hinunter zur Rosengartenhütte und weit voraus auf das Gebirgsmassiv des Latemar, das jenseits des Karer Passes aufragt. Für besondere Dramatik sorgen die lotrechten Felsabrüche des Rosengartens. Entlang der sich nach Südwesten absenkenden Hangkante folgen wir nun dem kleinen Gebirgspfad. Dabei genießt die Gruppe die traumhaften Tiefblicke ins Tal. Schließlich wenden wir uns nach rechts und steigt über Serpentinen zur Rosengartenhütte ab. Auch im letzten Abschnitt ragen bizarre Felsengebilde auf, zwischen denen die Watzmänner abwärts kletternd noch einmal ans Drahtseil müssen. Die gastliche Berghütte ist gut besucht, liegt sie doch wie ein Balkon hoch über dem Tal. Mit dem Laurinlift kommen viele Rucksacktouristen hinauf, um die herrliche Aussicht zu genießen. Zum Schluss dieses herrlichen Bergwandertages fegt ein kurzes Gewitter durch den Rosengarten. Ihm folgt ein traumhafter Sonnenuntergang in den Bergen.
Autor und Fotograf: Konrad Friedgen