Friedrichshafener Hütte - Fädnerspitze, 2.788 m - Zeinisjochhaus, 06:00 Std.
Auch der zweite Tag im Verwall bringt keine Besserung der Wetterlage. Nebelschwaden und Regen begleiten die Watzmänner von der Friedrichshafener Hütte hinauf zur Fädnerspitze und dann hinunter zum Zeinisjochhaus. Von der gastlichen Alpenvereinsunterkunft folgt die Gruppe dem Bergweg über die Muttenalp in Richtung Muttenjoch, um dann jedoch links abzweigend einen breiten Fahrweg zu beschreiten, der zur Anbringung von Lawinenversicherungen angelegt wurde.
So ragen aus dem Nebel rechts und links der Route immer wieder gewaltige Stahlgerüste auf, die den Ort Galtür tief unten im Tal, nach dem verheerenden Lawinenunglück im Jahre 1999, vor herabstürzenden Schneemassen schützen sollen. Auch zwei Schutzwälle aus Gestein und losem Geröll, die von den Watzmännern auf dem Weg zum Gipfel überschritten werden, hat man zur Lawinenabwehr aufgeschüttet. Hinter dem zweiten Schutzwall verjüngt sich der Fahrweg endlich zu einem Bergpfad, der in den Hang hineinsteigt. Unterhalb des Grieskogls wird Rast gehalten, um dann zur Fädnerspitze hinüber zu steigen. Jetzt zeigt die Route ihre Zähne. Von grünen Flechten übersätes Blockgestein muss ständig im Auf- und Abstieg durchklettert werden. Aufgrund der feuchten Witterung und des Flechtwerkes auf den plattigen Felsen erweisen sich die gewaltigen Gneisblöcke als überaus schlüpfrig. Daher muss jeder Tritt sitzen, um folgenschwere Stürze zu vermeiden.
Zudem nähern wir uns jetzt immer mehr dem Grat, der zur Bergspitze hinüber führt. Rechter Hand liegt in einem kleinen Talkessel der Grieskoglsee, während das Gelände nach links ins Bodenlose fällt. Auch von dieser Gratschneide waren seinerzeit verhängnisvolle Lawinenabgänge zu verzeichnen, die Galtür verwüsteten und viele Menschenleben forderten. Nur für wenige Augenblicke, als sich die Nebelschwaden verziehen, gelingt es den Bergsteigern einen Blick ins Tal und auf Galtür zu werfen. Der Aufstieg zur 2.788 Meter hohen Fädnerspitze ist nach kurzer Kletterei gemeistert. Auch vom Berggipfel ist die Sicht gleich Null. Nebel, nichts als weiße Suppe umgibt die Watzmänner, als man nach dem üblichen „BERG HEIL“ Gipfelrast hält. So erfolgt schon kurz darauf der Steilabstieg zum Zeinisjoch. In engen Serpentinen windet sich der Steig zu Tal. Eine Reihe von Bergbächen wird überschritten, bevor tief unten im Tal endlich Kops-Stausee und das Zeinisjochhaus auszumachen sind. Hier werden keine Lager sondern hübsche Hotelzimmer bezogen. So sieht das Ganze nach einer heißen Dusche und einer ersten Runde Obstler schon wieder viel freundlicher aus.
Autor und Fotograf: Konrad Friedgen